Mömbris-Schimborn. Mit 150 Gästen war das ökumenische Abendgebet in der Sankt-Jakobus-Kirche in Schimborn Ende Januar so gut besucht, dass rund 760 Euro für den Aufbau eines Krankenhauses im afrikanischen Missionszentrum Bero verwendet werden können.
Das Geld wurde nun an Kilian Nees (Zweiter von rechts) von den Organisatoren, dem evangelischen Pfarrer Michael Trimborn und den Pastoralreferenten Marion Lamster und Udo Hartmann (von links), überreicht.
Nees ist Vorsitzender des "Freundeskreises der Missionare des heiligen Franz von Sales/Fransalianer". Dieser Kreis unterstützt den indischen Pater Dr. Thomas Cherukat, der in Bero tätig ist und seit Jahren die Mömbriser Pfarrer im Sommer vertritt. (Bild u. Bericht: Marion Stahl)
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Missionarsarbeit: Pater Thomas Cherukat hilft mit Schimborner Freundeskreis Schulkindern im afrikanischen Tschad - »Glücklich über Unterstützung«
Die Besuche von Pater Thomas Cherukat sind seit nunmehr 31 Jahren ein fester Bestandteil im Jahreskalender von Schimborn. Hier hat er zusammen mit einigen Gleichgesinnten im Jahr 2005 den Freundeskreis der Missionare des heiligen Franz von Sales/Fransalianer gegründet. Und der war äußerst rege, denn seither konnten 90 500 Euro an Spenden gesammelt und in der Mission in Bero im afrikanischen Tschad investiert werden.
»Ich bin begeistert und sehr glücklich über die große Unterstützung aus dem Kahlgrund und den großen Erfolg dieser Hilfe«, sagte er, als Kassiererin Bettina Krebs bei der Jahreshauptversammlung den seit der Gründung des gemeinnützigen Vereins gesammelten Betrag mitteilte.
Etwa 200 regelmäßige Spender
Das Zustandekommen dieser Zahl ist leicht zu erklären. Der Verein zählt aktuell 41 Mitglieder, die meistens auch noch die anfallenden Kosten auffangen, und etwa 200 regelmäßige Spender, darunter nicht nur Privatpersonen, sondern auch Firmen und Banken. Dazu kommen die Einnahmen aus diversen Aktionen, wie einem Stand beim Weihnachtsmarkt in Schöllkrippen, wo es beispielsweise indisches Essen gibt. Abgezogen werden etwa 0,88 Prozent Verwaltungskosten, der Rest fließt über Pater Thomas, der regelmäßig »seine« Mission besucht, nach Afrika.
Der in Indien geborene Pater gehört der Ordensgemeinschaft Missionare des heiligen Franz von Sales an. Heute ist er stellvertretender Generalsuperior und damit überwiegend in Rom tätig. Als die Kahlgründer den Freundeskreis gründeten, war der Pater Missionsober in der von seinem Orden ins Leben gerufenen Tschad-Kamerun-Mission. Der Orden unterhielt damals bereits einige Missionen in Afrika, Tschad und Kamerun waren die jüngsten.
»Als ich ankam, gab es nichts«
»Als ich ankam, gab es nichts«, erinnert sich Pater Thomas an die Anfänge in Bero, das den Mittelpunkt von etwa 28 Dörfern mit rund 20 000 Menschen bildet. Da sich die frühere Missionsverwaltung wegen Personalmangels aus dem etwa 35 Kilometer entfernten Doba zurückziehen musste, kamen weitere rund 50 000 Menschen dazu. Sie verteilen sich aktuell auf etwa 60 Dörfer.
80 Prozent leben in Armut
Der Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt: Rund 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut. Ihre Dörfer bestehen meist aus einfachen Hütten, und da die Polygamie nicht verboten ist und Männer daher bis zu vier Frauen haben können, ist die Anzahl der Kinder sehr hoch. Eine staatliche Schulpflicht besteht nicht. Weil die Lehrer ohne Bezahlung unterrichten, nehmen sie es mit dem regelmäßigen Erscheinen nicht so genau. So sind rund 50 Prozent der Bevölkerung Analphabeten.
100 Euro im Jahr decken Kosten
Die Ordensgemeinschaft hat sich insbesondere auf die Einrichtung von Schulen konzentriert. Die in Bero zählt momentan 250 Kinder. Die Tendenz ist steigend: »Wir brauchen unbedingt einen zusätzlichen Klassenraum«, berichtet der Pater. Daneben gibt es ein Internat, in dem zurzeit 31 Jungen leben. Ziel ist es, 50 Jungen dort unterbringen zu können, denn die Nachfrage nach guter Ausbildung nimmt zu. Es können übrigens auch Patenschaften übernommen werden: Ein Betrag von 100 Euro im Jahr reicht für die Ausbildungskosten eines Kindes. Über die Jahre konnten mit den Spenden zudem eine Mehrzweckhalle und eine Dorfklinik in Bero errichtet werden. Kamerun, wo die Fransalianer ebenfalls tätig sind, ist zwar nicht so arm, doch hier wie im Tschad sind die meisten Straßen staubig bei Temperaturen von bis zu 50 Grad oder schlammig in der Regenzeit. Seit einigen Jahren gibt es zumindest eine geteerte Verbindungsstraße zwischen beiden Ländern. Der Orden kümmert sich seit einigen Jahren auch um die Mission Mbe-Karna in Nordkamerun. Weil es hier kaum regnet, herrscht ein großer Mangel an sauberem Trinkwasser, so dass Krankheiten wie Cholera leichtes Spiel haben. Deshalb soll eine gewisse Anzahl Brunnen gebaut werden, wobei der Bau eines Brunnens nur etwa 700 Euro kostet. Auch im geistlichen Bereich hat sich einiges getan. Das gegenwärtige Team im Tschad und in Kamerun besteht aus 13 Priestern, in Bero sind unter Pater Joshy vier junge, in Afrika ausgebildete Priester aus Indien im Einsatz. Im September erlebt die Mission eine Premiere: Der erste Kameruner wird zum Priester geweiht. »In den kommenden Jahren werden vier weitere folgen«, freut sich Pater Thomas, der am Freitag wieder nach Afrika reist, um bei der Priesterweihe dabei zu sein.
Als die Missionare der Ordensgemeinschaft des heiligen Franz von Sales vor etwa zwölf Jahren in Bero/Tschad tätig wurden, gab es weder eine Schule noch eine Dorfklinik. Als sich Pater Agnelo Fernandes, Generalsuperior des Ordens, sich kürzlich ein Bild von den bisherigen Erfolgen machte, wurde er von den Müttern und deren Kindern begrüßt.
Pater Thomas Cherukat hat 2005 den Schimborner Freundeskreis ins Leben gerufen. Seither wurden rund 90 500 Euro gesammelt.
Schimborn
Zugunsten des Trinkwasserprojekt der Tschad-Kamerun-Mission hat die Kolpingsfamilie Schimborn 1000 Euro gespendet. Wie die Organisation mitteilt, kam das Geld durch den Kaffee- und Kuchenverkauf bei der Morgenwallfahrt zusammen. Burkhard Bergmann, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Schimborn, überreichte die Spende bei einem Abendgottesdienst an Pater Thomas Cherukat, mit dem der Kahlgrund den Angaben zufolge seit über 30 Jahren verbunden ist.
Foto: Hans-Jürgen Kessler
Interview mit Pater Dr. Thomas Cherukat
Heute beantwortet Pater Dr. Thomas Cherukat unsere Fragen.
Pater Cherukat ist 65 Jahre und in Indien geboren. Er ist Leiter des Missionsbüros „Missionare des Hl. Franz von Sales" (MSFS) in Rom.
Er kommt seit 2005 jedes Jahr für vier Wochen im August in den Kahlgrund als Urlaubsvertretung für die Pfarreiengemeinschaft Mittlerer Kahlgrund.
Am 15. August, Mariä Himmelfahrt, wird traditionell an der hoch über Rothengrund thronenden Kapelle Patrona Bavariae das Kapellenfest gefeiert. Der Festbetrieb beginnt heuer am Donnerstag, 14. August, um 18 Uhr mit einer Andacht. In den Festgottesdienst am Feiertag um 9.30 Uhr eingebettet ist die Kräuterweihe.
Der ausrichtende Kapellenbauverein hat zwei weitere Gründe zum Feiern. Zum einen wurde die Kapelle am 15. August 1994, also vor 20 Jahren, vom damaligen Weihbischof Helmut Bauer gesegnet. Zum anderen wird Pater Thomas Cherukat 65 Jahre alt; er hält zum neunten Mal den Festgottesdienst. Während seines Studiums unter anderem in Würzburg besuchte der in Indien geborene Geistliche 1980 erstmals den Kahlgrund, seit vielen Jahren ist er die Urlaubsvertretung von Pfarrer Spöckl. Pater Thomas gehört zur Ordensgemeinschaft Missionare des heiligen Franz von Sales, seit vergangenem Jahr ist er Direktor des Missionsbüros in Rom. Schon seit vielen Jahren unterstützt der Orden das Dorf Bero im Tschad. Marion Stahl